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Lutz Stolberg würde sagen: Wir schreiben das Jahr 2009, Zwickau, eine Stadt in der angeblich wenig passiert. Nachdem Hanoi Janes die Kündigung ihres Proberaums wegen unternehmerischer Verdrängung in die Hand gedrückt bekamen, entschloss man sich die Räumlichkeiten standesgemäß mit einer Party abzureißen und sich mit einem letzten Polizeieinsatz aus der Innenstadt zu verabschieden. Statt eines schnöden Flyers nahmen die drei für den Abend eingeplanten, lokalen Bands vorab Songs in eben jenem Proberaum auf und verteilten den DIY Sampler anschließend in der Stadt an alle zur Eskalation willigen Kids.
Während sich das Treppenhaus allmählich mit Graffitis, Rauchschwaden und Pfützen aus Alkohol füllte, eröffneten Psychos In Danger als neueste Garage Punk Attraktion der Stadt den Abend. Verschiedenste Akteure der jungen Szene drängten sich neugierig in einen kleinen, noch halbwegs geordneten Raum nur um erstaunt festzustellen, dass der noch 3 Straßen weiter zu hörende Krach lediglich von einem Duo verursacht wurde. Der Sänger der Band sollte sich später noch als derjenige profilieren, der den ersten Einrichtungsgegenstand in Form einer Matratze in Richtung der nachfolgenden Band schmiss und damit das darauffolgende Chaos einleitete.
„Wir mussten unser Set zwei Mal kurz unterbrechen. Das erste Mal als eine Matratze auf unseren Schlagzeuger geschmissen und er davon bedeckt wurde. Das zweite Mal als zwischen uns Gitarristen jemand mit Anlauf und Kopf voran in die Bassdrum geschleudert wurde. Der Raum hatte vielleicht 40qm. Vorsichtigere ZuschauerInnen suchten im
Türrahmen und Vorraum über die Schulter der Menschen vor ihnen blickend Schutz. Um uns tobte euphorische Ausgelassenheit. Bei einem Song blickte ich gerade in Richtung Schlagzeug als sich ohne mein Zutun plötzlich ein Wah-Sound in meine Riffs mischte. Verwundert drehte ich mich um und schaute nach unten auf mein Pedalboard. Der Dude der gerade noch in unser Schlagzeug geschleudert wurde und ein Bindi aus Blut davontrug, lag mit seinem Kopf seitlich auf meinem Wah-Wah Pedal. Darüber ein anderer, alter Bekannter kniend, mit Hand in dessen Haarschopf vergraben, der den Kopf des Bindi Dudes immer wieder mit Schwung auf das Pedal knallte. Später traf ich Bindi vor dem Haus, friedlich ausgestreckt auf einer Motorhaube und Windschutzscheibe liegend, mit sich selbst in philosophische Gespräche vertieft. Als ich das Pedal ein paar Jahre später verkauft habe, waren die Blut- und Schweißflecken noch immer zu sehen“ erinnert sich Sami von The Buyable Sluts Wanted For Stealing Virginity.
Als Hanoi Janes den Abend schlossen war bereits die halbe Einrichtung dahin und die letzten Gäste krochen aus der Tür. Nach Sichtung der Erfolge wurde kurz darauf eine zweite, retrospektiv betrachtet noch sehr viel mehr eskalierende Abrissparty mit einer gewissen Stonerband aus Freiberg angesetzt. Dieser zweite Abend verdient allerdings seine eigene Geschichte.